Auf der Suche nach neuen Innovationen und richtungsweisenden Techniken haben wir Ende Januar die Firma Globe UAV GmbH in Delbrück, bei Paderborn besucht. Eines unserer neuesten Mitglieder im BVCP.
Die Versprechungen im Vorfeld, dass uns dort ein völlig neues und autarkes System zur ortsunabhängigen Steuerung von unbemannten UAV´s präsentiert wird hat uns neugierig gemacht. Wie soll das funktionieren? Wie geht das im Kontext mit den bestehenden Gesetzen? Kann man jetzt schon einen Copter vom Schreibtisch aus steuern?
Vor Ort wurden wir vom Geschäftsführer Jörg Brinkmeyer und Sales Manager Mirko Kloppenburg in der Firmenzentrale in Delbrück empfangen. Die Firmenzentrale befindet sich in einem modern umgebauten alten Gehöft, mitten in einer landwirtschaftlich geprägten Umgebung. Jörg Brinkmeyer ist ein alter Hase im UAV Geschäft und bereits seit 1997 mit seiner Firma ACME the game company GmbH im Bereich Entwicklung und Vertrieb von Steuerungssystemen für FPV Racer erfolgreich am Markt etabliert.
Im März 2016 gründete er die Globe UAV GmbH am gleichen Standort, die mittlerweile 12 Angestellte hat. Ziel war die Adaption und Weiterentwicklung der Übertagungstechniken der FPV Racer auf einen großen Copter und die Entwicklung eines Konzepts zur Steuerung, unabhängig vom Standort des Piloten.
Eine völlig neue Flugerfahrung
Wir saßen also im Besprechungsraum und waren gespannt. Vor uns eine Tastatur mit markierten Steuertasten und an der Wand ein großes Display, das ganze nennt Jörg seine „Ground Station Skygate 2.0“.
„Dann gehen wir mal fliegen“ sagte Jörg und ich stand spontan auf, um raus auf die Wiese zu gehen, da bekomme ich den sanften Hinweis, wir sollen uns hinsetzen „Das passiert von hier aus“ und man schiebt mir eine Tastatur zu. Selbstverständlich steht noch ein Spotter mit unserer Zentrale per Funk verbunden draußen bereit, um im Notfall jederzeit manuell einzugreifen.
Eine kurze Einführung der gesonderten Tastaturelemente für Auf- und Abstieg, Drehung, Änderung der Geschwindigkeit, Wechsel der Bildeinstellungen für die Kameras und sogar einem Auslöser für den Notfallschirm und schon konnte es losgehen. Per Knopfdruck startete ich die Rotoren des GUAV 4G LTE Copter-Systems und leitete den Startvorgang ein.
Innovatives und intuitiv zu bedienendes Interface
Auf dem großen Display sehen wir die Live-Übertragung des Kamerabildes vom Multicopter. Der Bildschirm ist übersichtlich geordnet, alle erdenklichen Parameter gut sichtbar und verständlich platziert. Per Split-Screen lässt sich der Bildschirm in zwei Bildhälften teilen: Übersicht der wichtigsten Steuer-Information mit Einstellungsmodi neben dem Livebild der Kamera.
Gleich geht’s los. Erstmal auf 30 Meter hoch und den Copter 360° um die Gierachse drehen. Erstaunlich stabiles Bild ohne Wackler und mir kommt es vor, als säße ich an einem Videogame. Der Gedanke an eine Fake-Vorführung wurde durch einen kurzen Blick aus dem Fenster weggeräumt. Dort fliegt tatsächlich mein vom Schreibtisch gesteuerter Copter und er macht alle Bewegungen meiner Steuerung in Echtzeit. „Die Verzögerung beträgt nur sagenhafte 80 bis 120 Millisekunden!“ höre ich Mirko Kloppenburg erläutern, und ist damit kaum spürbar. Die Distanz spielt hiebei nahezu keine Rolle. Was auch der von Globe UAV aufgestellte Weltrekord zeigt, bei dem eine Drohne in China von Deutschland aus erfolgreich gesteuert wurde.
Ich steuere über die Grünfläche und verfolge meine Route auf dem großen Display mit Live-Bild und einem Übersichtsplan meiner Position. Auf diesem Plan ist das Flugfeld von einem Fence – quasi ein virtueller Käfig –begrenzt, welches vor dem Flug definiert wurde. Der Copter bremst automatisch rechtzeitig vor Erreichen der Begrenzung ab und mir ist es nicht möglich, den Copter über diese Grenze hinweg zu steuern. „Das gehört zu unserem Sicherheitskonzept“ erklärt mir Jörg und ich merke, dass das ganze sehr durchdacht und ausgeklügelt ist. Ein Highlight war nun die Umschaltung vom normalem Kamerabild auf Infrarotaufnahme, wo wir tatsächlich zwei Rehe im Gebüsch entdeckten. Und selbst die punktgenaue Landung ist kein Problem.
LTE-gestützte Technik vom Feinsten
Kommen wir zur Technik des GUAV 4G LTE Copter-Systems: Die Steuerung und die Bildübertragung erfolgt über 4G LTE Verbindung. Je nach verfügbaren Mobilfunksignal wird das Videobild angepasst, dieses kann sogar bis zum Edge-Signal erfolgen. Darum ist ein Flug auch bei 2G und 3G möglich. Lageortung über GPS, Galileo, Glonass und BeiDou. Redundanz: Oktocopter an vier Auslegern mit Doppelpropellern, Fallschirmsystem für Notfälle, wie Vogelschlag, Blitzschlag oder Totalausfall. Komplett von der Firma Globe UAV angefertigt, mit einer Flugzeit von bis zu 75 Minuten.
Insgesamt ist der Copter mit der Groundstation ein funktionierendes, praktikables und fertig entwickeltes System zur sicheren Steuerung eines Copters unabhängig vom Standort. Man kann also von München aus den Copter in Hamburg sicher starten, fliegen und landen. Die Einsatzmöglichkeiten sind schier unbegrenzt: Vom autarken Transport von Blutkonserven bis hin zur Überwachung von großen Flächen aus der Luft.
Die Software der Groundstation lässt sich beliebig administrieren und mit Zugriffsrechten ausstatten. Eine Leitzentrale der Rettungskräfte kann zum Beispiel den Copter steuern, ein Rettungsassistent vor Ort kann auf einem Tablet/Smartphone das Livebild verfolgen und Anweisungen zum Flug oder zur Kameraausrichtung geben. Das hat im Einsatz erhebliche Vorteile, da nicht immer ein ausgebildeter Pilot vor Ort sein kann.
Jetzt bleibt nur noch die Frage der Einsatzmöglichkeiten im Rahmen der bestehenden Gesetze und Verordnungen in Deutschland. Im BOS-Bereich ist der Einsatz aufgrund der Ausnahmeregelungen nicht so problematisch und hier werden solche Systeme bereits eingesetzt. In der Privatwirtschaft ist das System im Ausland schon erfolgreich im Einsatz. In Deutschland wird es unweigerlich zu Anpassungen der Gesetze kommen müssen, damit wir
uns nicht technisch vom Rest der Welt abhängen lassen, alles natürlich unter Beachtung der Sicherheit und der Akzeptanz in der Bevölkerung. Erste Schritte sind dafür im Rahmen des UAV-Beirats beim BMVI und in Zusammenarbeit mit der Deutschen Flugsicherung gestartet. Und die kommende europäische Regelung wird sein Übriges dazu beitragen. Entsprechende Zertifizierungen liegen bereits vor und das Unternehmen steht in den Startlöchern.
Fazit: Globe UAV hat die Technik zur Fernsteuerung eines Copters außerhalb von Sichtweiten perfektioniert, die Einsatzmöglichkeiten sind unbegrenzt. Wir sind gespannt auf die Entwicklung und werden das Thema weiterverfolgen.
Mehr Informationen gibt’s unter www.g-uav.com
Wer mit dem Unternehmen Globe UAV Kontakt aufnehmen möchte, kann dies über das interne Netzwerk des BVCP tun oder direkt dort anrufen unter +49 2944 97 383 – 0 oder mailen unter info@g-uav.com.